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felines
Blutgruppensystem
und “Fading kitten Syndrom”
Bei der Katze gibt es drei Blutgruppen: A, B und AB. Einen
direkten Zusammenhang mit dem menschlichen AB0-System gibt es nicht. Die
Blutgruppe ist eine Eigenschaft der Hülle der roten Blutkörperchen (Erythrozytenmembran)
und wird durch verschiedene Neuraminsäuren in deren Glykolipiden bestimmt.
Die Blutgruppen werden autosomal-dominant vererbt. Dabei ist A dominant über
B. Katzen mit der Blutgruppe A können also genetisch homozygot (A/A) oder
heterozygot (A/B) sein, solche mit Blutgruppe B sind stets homozygot (B/B).
Bei einem verschwindend geringen Prozentsatz der Katzen sind auf der
Erythrozytenmembran sowohl die Eigenschaften der Blutgruppe A als auch der
Blutgruppe B vorhanden. Diese Tiere haben die Blutgruppe AB. Darüber, wie
dies genetisch zu erklären ist, ist man sich derzeit noch nicht einig. Die
Auffassung, dass die Blutgruppe AB nichts mit den Blutgruppen A und B zu tun
hätte und durch ein weiteres Gen vererbt würde, halte ich für falsch. Warum
haben Katzen mit der Blutgruppe AB sonst weder Antikörper gegen die
Blutgruppe A noch B. Logisch nachvollziehbar ist vielmehr, dass es einen
weiteren Genort gibt, von dem aus die Dominanz Gens für A über das für B
unterdrückt werden kann; also eine Epistasie-Hypostasie-Beziehung, wie bei
Agouti und Tabby.
In der freien Natur haben die Blutgruppen nahezu keine Bedeutung, da die
Hauskatzen fast alle Blutgruppe A haben. Am wahrscheinlichsten werden wohl
Britenzüchter mit der Problematik konfrontiert, da hier die Blutgruppe B am
häufigsten auftritt, nämlich bei bis zu 40 % der Katzen. Katzen mit der
Blutgruppe B auf ihren roten Blutkörperchen haben in ihrem Serum
(Blutwasser) zumeist einen sehr hohen Spiegel (Titer) von
Anti-A-Antikörpern. Katzen mit der Blutgruppe A haben zwar
Anti-B-Antikörper, diese sind jedoch so niedrig konzentriert, dass sie keine
praktische Bedeutung erlangen. Antikörper gegen die eigene Blutgruppe liegen
nie vor, sogenannter Horror autotoxicus.
Um Probleme zu
vermeiden, sollte eine B-Katze nicht von einem A-Kater gedeckt werden.
Trägt nun eine B-Kätzin A-Kitten, weil sie dennoch von einem A-Kater gedeckt
wurde, so sind während der Trächtigkeit noch keine Probleme zu erwarten,
da die Blutgruppen-Antikörper nicht plazentagängig sind, d. h. nicht vom
Blut der Mutter in das der Kitten gelangen können. Auch sind die Antikörper
unabhängig von einer Schwangerschaft vorhanden und werden nicht etwa erst
durch Kontakt mit Blut der anderen Blutgruppe angebildet. Deshalb hat die
Pathophysiologie der Blutgruppenunverträglichkeit der Katze nichts mit
der Rhesusinkompatibilität beim Menschen zu tun, wo erst
bei der zweiten Schwangerschaft Probleme auftreten können. Bei der Katze
muss man also bereits beim ersten Wurf wachsam sein.
Nehmen A-Kitten kurz nach der Geburt beim Säugen aus der Muttermilch einer
B-Katze Anti-A-Antikörper auf, so gelangen diese über den Darm ins Blut und
zerstören dort die roten Blutkörperchen. Dies gilt auch für A-Kitten, die an
B-Ammen säugen. Es kommt zur sogenannten felinen neonatalen Isoerythrolyse (FNI)
oder fading kitten Syndrom. Der Urin verfärbt sich von dem zersetzten Blut
bräunlich und die gesund geborenen Kitten versterben rasch, weil nicht mehr
genügend rote Blutkörperchen für den Sauerstofftransport vorhanden sind und
die Zerfallsprodukte den Körper vergiften.
Mancher Briten-Züchter wird einwenden: Ich lasse schon seit Jahren meine
B-Katze von A-Katern decken und noch nie ist etwas passiert. Dies liegt an
der Konzentration der Anti-A-Antikörper. Ist diese gering (1 : 32 oder
niedriger), so kommt es, ähnlich wie bei A-Katzen mit B-Kitten, nicht zu
einer dramatischen Zerstörung der roten Blutkörperchen.
Liegt der Titer über 1:32, ist eine Trennung der Kitten von der Mutterkatze
unumgänglich.
Derzeit bestimmt
meines Wissens nur ein Labor den Anti-A-Titer, das European Veterinary
Laboratory in Woerden bei Utrecht in den Niederlanden. Bei Einsendung von
etwa 1 ml EDTA-Blut werden für € 30 Blutgruppe und Anti-A-Titer (natürlich
nur bei Blutgruppe B) bestimmt. So viel kostet in Deutschland die Blutgruppe
meist schon allein..
Was ist nun bei Risikoverpaarungen (B-Kätzin mit A-Kater)
zu tun. Da der Darm der neugeborenen Kitten innerhalb der ersten 24 Stunden
für Immunglobuline undurchlässig wird, sind später natürlich weiterhin über
die Muttermilch aufgenommene Antikörper unschädlich. Eine Handaufzucht
innerhalb dieser Zeit löst also das Problem, birgt aber in sich ein nicht zu
unterschätzendes Sterblichkeitsrisiko. Damit man wirklich nur die A-Kitten
diesem Risiko aussetzt, kann man mit über den Tierarzt beziehbaren
Testkarten selbst die Blutgruppe bestimmen. Den Alleinvertrieb für
Deutschland hierfür hat Laboklin, Bad Kissingen. Das aus dem
plazentaseitigen Nabeschnuranteil gepresste Blut muss vorerst in einem
EDTA-Röhrchen ungerinnbar gemacht werden. Dann wird es mit der
mitgelieferten Pipette auf die Testkarte aufgetragen. Gerinnt (agglutiniert)
das Blut dann im Feld A, liegt die Blutgruppe A vor, gerinnt es im Feld B,
Blutgruppe B, gerinnt es in beiden Feldern, Blutgruppe AB.
Die Bestimmung der Blutgruppe über das Nabelschnurblut der Kitten
(Testkärtchen) funktoniert in der Praxis allerdings nicht immer.
UPDATE
Die folgende Methode wurde von Züchtern in Frankreich entwickelt und wird
seit vielen Jahren in verschiedenen Ländern erfolgreich angewendet
Blutabnahme einer Aa Spenderkatze /-kater beim Tierarzt, und daraus Serum
herstellen lassen und zu Hause direkt einfrieren (haltbar ca 6 Monate)
Während der Geburt das Serum auftauen und den Kitten ca 30 Minuten nach der
Geburt 0,5ml , entweder tröpfchenweise mit Spitze/Pipette, oder mit der
Sonde oral verabreichen.
Nachmals 30 Minuten abwarten, und dann können die Kleinen an Mamas Zitzen
trinken.
Der Darm nimmt die A Antikörper der Spenderkatze auf und macht quasi
"dicht", so das die darauf folgenden B Antikörper der Mutter keinen Schaden
mehr anrichten können.
Die Kitten bekommen somit das wichtige Colostrum der Mutter, ohne Milchstau
und verschlucken zu riskieren
(ganz abgesehen von dem Stress für Mutterkatze, Kitten und Mensch)
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